Hochzeit Brunichild und Sigebert
Eine
wunderschöne Braut -
ein
rauschendes Fest,
goldenes
und silbernes Geschirr,
erlesene
Speisen und Getränke!
Die
Großen, geladen zum prächtigen Hochzeitsfest des austrasischen
Königs Sigebert, sind geblendet, entzückt. Venantius Fortunatus der
"letzte römische" und "erste mittelalterliche
Dichter" italienischer Herkunft, (der spätere,
heiliggesprochene Bischof von Poitiers), ist Gast am Metzer Hofe. Ein
Gedicht aus eigener Feder erfreut das erlauchte Paar und die noblen
Gäste
"Sonne,
beleuchte den glücklichen Tag;
gieß
du über ihn deine Strahlen
von
heiterer Klarheit;
erfülle
der Gatten Gemach
für
uns geboren, Sigibert, und unser Glück
leistet
er freudvoll den heiligen Eid. Von anderer
Liebe
frei
erträgt
er die süße Fessel. Sein lauterer Geist
bezwingt
seine Jugend, wünscht dem Bunde die Reinheit..
Sigbert,
du Liebender, den Brunhilds Feuer bedrängt ...
Dein
hoher Adel erstrahlt, Tochter Athanagilds,
dessen
Reich die Grenzen der Erde berührt.
Mit
allen irdischen Gütern gesegnet regiert dieser
König
sein Volk
in
Spanien, mit Weisheit, die zu preisen sich lohnt."
Ja,
"schön, klug, von umsichtigem Rat und angenehmer Gesellschaft"
(lt. Gregor von Tours) ist sie, Brunichild, die Tochter des
Westgotenkönigs Athanagild, trotz oder vielleicht wegen ihres
jugendlichen Alters von 16 Jahren, bewundert, verehrt, geliebt. Eine
weitere westgotische Schönheit weckt angesichts des Brautschatzes
der Westgotin Brunichild Begehrlichkeiten. Chilperich I., König
Neustriens, der seine angetraute Audovera vor nicht allzu langer Zeit
verstoßen hatte, der Halbbruder Sigiberts (in offener Rivalität),
"scheelen Auges" die Pracht des Metzer Königshofes
neidend, im Hinbllick auf eine zu erwartende reiche Mitgift und die
ebenfalls mit Schönheit gesegnete ältere Schwester der jungen
Königin Austriens, wirbt er um die Gunst Gailswinthas und deren
Hand, die ihm von Athanagild gewährt wird, unter der Prämisse des
Versprechens Chilperichs, dass dieser die Beziehung zu der Kebse
Fredegunde (seit etwa 565) beenden möge. So geschieht es, dass die
schöne Gailswintha an den Hof von Soissons zieht, 567 heiratet und
wenige Jahre später durch Mörderhand den Tod findet.
Fredegunde
Die Verstoßung der Audovera
Die Ermordung Gailswinthas
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Niemand
hatte es voraus gesehen: Weder Athanagild, der selbst nicht
zimperlich zum Erreichen seines Königstums im Westgotenreich
vorgegangen war (551-555 siegreicher Aufstand gegen König Agila I),
weder der strahlende Schwager Sigibert, der geliebte König
Austrasiens, noch dessen Ehefrau Brunichild, die gerne die Schwester
als Königin von Neustrien sah.
Wer
rechnete schon mit den erotischen Künsten der Fredegunde, einer
Unfreien aus dem Gefolge der Audovera, die nicht daran dachte, ihre
Machtstellung bei Hofe aufzugeben und es verstand, Chilperich zu
umstricken und mit Intrigen zu blenden. Vorbei das leichte Spiel mit
der sanften Audovera und den König zum Verstoß zu bewegen, aber
Galswintha, die stolze Westgotin, ließ sich weder die
Unbotmäßigkeiten der ehemaligen Magd bieten noch das ungebührliche
Verhalten des Gatten und drohte in den Jahren 570/571, ihn samt ihren
Schätzen zu verlassen. Der Verlust der Schätze - nicht auszudenken,
Fredegunds Pläne reichten weit über das Morgen hinaus. Je
entschiedener Gailswintha ihre Entschlossenheit bekräftigte, um so
mehr reiften Mordgedanken in der bösen, machtgierigen Konkubine.
Lange hatte sie nach der Krone der Königin getrachtet und niemand
und nichts konnte sie davon abhalten. Athanagild, der Vater
Gailswinthas, der Chilperich hätte in die Schranken verweisen
können, war schon im Jahre der Hochzeit 567 verstorben. Der
gedungene Mörder, ein Diener der Fredegund, erdrosselte oder
erschlug (wer weiß es schon genau zu sagen) die etwa 21-jährige
Königin in ihrem Bett. Maßloses Entsetzen erschütterte den Hof zu
Metz, zumal die Nachricht von dem Tode Gailswinthas mit der Nachricht
von der erneuten Eheschließung des Chilperich einherging, die
Mörderin Fredegunde hatte die erste Etappe ihres Ziels erreicht.
Trauernd schrieb Fortunatus seine "Gelesvintha-Elegie".
Brunichild,
die aus Gattenliebe zum römischen Christentum konvertierte
Arianerin, erbebte vor Zorn, dieser Frevel - Gatten- und Königsmord
- konnte nur mit Blut der Mörder wieder reingewaschen werden. Das
Maß der Schandtaten des Neustriers (durch den Tod Chlotars I. seit
561 mit ständigen Attacken, beginnend mit dem versuchten Raub des
Königsschatzes und der versuchten Eroberung von Paris) war voll,
Sigibert zog in den Krieg...
Vitry:
Man schreibt das Jahr 575, Sigibert hat nach etlichen Schlachten und
Kriegsjahren Chilperich (den einzigen Sohn Chlotars aus der Ehe mit
Arnegunde) endgültig bezwungen, das Volk Neustriens jubelt im zu -
dieser strahlende Held soll ihr König sein, man hebt ihn auf die
Schilde - eine übliche Form der Königserhebung - da dringen von 2
Seiten gedungene Mörder auf ihn ein und töten den Sieger mit
vergifteten Dolchen (Skramasax), zurück bleibt Brunichild mit dem
unmündigen 5-jährigen Söhnchen Childebert II. Fredegund hat die
zweite Etappe ihres Ziels erreicht, auch mit der Verbannung
Brunichilds und ihres Sohnes nach Rouen.
Doch
Chilperich hat sich einen Widersacher eigenen Blutes geschaffen,
Merowech, der älteste Sohn (nach dem Tod Theudeberts) aus der Ehe
mit Audovera zieht 576, von einem Feldzug nach Poitiers kommend, in
Rouen ein und schließt die Ehe mit der Königinwitwe Brunichild.
War
es Bischof Praetextatus von Rouen, der den jungen Merowinger zu Hilfe
rief oder war es Brunichild selbst? Dazu schweigen die Quellen. Ganz
sicher kamen Merowech die Pläne Brunichilds und des Bischofs von
Rouen den eigenen sehr entgegen. Das Schicksal der eigenen Mutter
Audovera vor Augen, die in einem Kloster in Le Mans ihr Leben
fristete, kannte er die Wankelmütigkeit des Vaters unter dem
Einfluss der königlichen Mörderin. Mit Hilfe der Königinwitwe
Austriens wäre er fähig gewesen, ein eigenes Königtum anzutreten,
das ehemalige große Reich Sigiberts, um Chilperichs Treiben in die
Schranken zu weisen. Ganz sicher konnte er sich dabei auf den Bischof
von Rouen stützen, seinen Patenonkel, der ihn und Brunichild auch
getraut hatte und den Adeligen Boso Guntchram, den wir später (im
Jahre 585) allerdings als Räuber und Grabschänder im austrasischen
Reich sehen werden.
Der
wahrscheinlich von Merowech inszenierte Aufstand in der Champagne,
die Empörung des Volkes von Rouen gegen Chilperich und nun die
Eheschließung mit Brunichild lassen den neustrischen König die
Bedrohung aus dem eigenen Lager erkennen und blitzschnell handeln. So
kann Merowech dem zürnenden Vater nicht entgehen, der ihn von
Brunichild trennt. Leib und Leben der Königswitwe selbst und das des
minderjährigen Königs Childebert II. aber wagt Chilperich nicht
anzutasten Verzweifelt, jedoch vergeblich versucht Merowech immer
wieder zur Angetrauten zu stoßen: Das zögerliche Verhalten der
Austrasier, die sich der wahren Absichten des Neustriers nicht sicher
sind und letzlich die Ermordung Merowechs im Jahre 577 (im Auftrag
Fredegundes) ziehen einen Schluss-Strich unter die kühnen Pläne des
merowingischen Prinzen.
Fredegund
hatte eine weitere Etappe auf dem Weg zu ihrem Ziel gewonnen.
Aber
ihrer größten Widersacherin und Feindin Brunichild war die Flucht
nach Austrasien gelungen.(Ende des 1.Teils)
Merowech
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