Ohne Erinnerung keine Zukunft,
ohne Gegenwart keine Vergangenheit,
ohne Zukunft keine Ewigkeit.
Es waren zwei Jahrhunderte, das 19. und das 20. Jahrhundert, in dem prägende geschichtliche Ereignisse den 9. November als schicksalhaftes Datum in den Focus der Erinnerung rückte.
Robert Blum (Bildquelle Wikipedia) |
9. November 1848:
„Ich sterbe für die Freiheit“, mit diesen letzten Worten stirbt der Demokrat und Abgeordnete Robert Blum in Wien im Kugelhagel der Gegenrevolution. Das Datum seines Todes gilt als markantes Zeichen für das beginnende Ende der Märzrevolution 1848 in den Staaten des Deutschen Bundes. Alle kühnen Träume und Pläne hatten sich zerschlagen und schwanden dahin: Die Forderungen nach einer ausgleichenden Verfassung zwischen monarchischer Autorität und Volkssouveränität, nach nationaler Einheit und Unabhängigkeit, nach vollständiger Bauernbefreiung und sozialer Sicherung der freien Lohnarbeiter. Letztlich lehnt Kaiser Friedrich Wilhelm IV. im April 1849 die angebotene Krone, die für ihn den „Ludergeruch der Revolution“ hat, ab und rückt im Herbst mit seiner Armee in Berlin ein, vertagt dann das Parlament nach Brandenburg, die Revolution war besiegt.
1918, Ende des ersten Weltkriegs. Im Herbst überschlagen sich die Ereignisse, es steht fest, dass Deutschland den Krieg verloren hat. Prinz Max von Baden führt seit Oktober Friedensverhandlungen mit dem amerikanischen Präsidenten Wilson. Der laute Ruf des Volkes nach Frieden und Abdankung des Kaisers führt zu Revolutionsbewegungen, Betriebe werden bestreikt, in den Städten bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte bis im November die Revolution Berlin erreicht. Aus Sorge um die Friedensverhandlungen gibt Prinz Max eigenmächtig am 9. November die Abdankung des Kaisers bekannt. Infolgedessen ruft der SPD-Vorsitzende Philipp Scheidermann vom Balkon des Reichstags die erste deutsche Republik aus. Damit ist das Ende der Hohenzollern-Dynastie besiegelt und die Weimarer Republik geboren.
Als am Sonntagmorgen des 9. November 1923 der NSDAP-Vorsitzende Adolf Hitler zusammen mit dem General Erich Ludendorff zur Feldherrenhalle in München marschierte, war sein Ziel, mit einem gewaltsamen Putsch die Regierung in Berlin abzusetzen und selbst die Macht mit einer nationalen Diktatur zu errichten. Jedoch die bayerische Polizei wehrte dieses Unterfangen erfolgreich ab, Hitler wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt. Diese Zeit nutzte er, um sein von Hass durchsetztes Buch „Mein Kampf“ zu schreiben.
Vielleicht war es kein Zufall, dass für den Schrecken der Reichsprogromnacht, die sie mit Hilfe von SA und SS durchführte, von der nationalsozialistischen Führung dieses Datum ausgesucht wurde.
Der schwärzeste und beschämendste Tag der deutschen Geschichte! Synagogen brannten, 8000 Geschäfte und zahllose Wohnungen wurden verwüstet, ausgeraubt und zerstört. Zwischen 90 und 100 Juden wurden erschlagen, erstochen oder zu Tode geprügelt. Die Tage darauf füllten sich die Konzentrationslager von Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen mit 30000 verschleppten und verhafteten jüdischen Männern...Ein markantes Datum in der Chronologie des Grauens.
Besser vorstellen kann man sich die Geschehnisse, wenn man lokalgeschichtliche Berichte
liest, und erkennen muss, wie Arrgoganz, Ignoranz und Dummheit, gepaart mit Liebedienerei für Vorgesetzte, Menschen in Monster verwandelt.
http://www.alemannia-judaica.de/homburg_saar_synagoge.htm
Blick auf das alte Homburg mit Synagoge Quelle http://www.alemannia-judaica.de/ |
Wir sind all denen dankbar, die Deutschland zur Versöhnung die Hand gereicht haben und dafür sorgten, dass es heute in unserem Lande wieder jüdisches Leben und jüdische Gemeinden gibt, die zur lebendigen Vielfalt unseres Volkes beitragen .
9. November 2011, Homburg Veröffentlichung der Namensgedenktafeln |
Ein Datum, dass Freude und Freiheit symbolisiert, die Mauer fällt – Jahrzehnte der deutschen Teilung werden Geschichte. Jahrelang waren im Westen in vielen Landstrichen zwischen Weihnachten und Neujahr Kerzen in die Fenster gestellt worden, im Gedenken an die Deutschen, die im Osten fast wie Gefangene leben mussten, an jene, die es nicht aushielten in den Verhältnissen und durch Flucht ihnen entrinnen wollten und oft dabei das Leben ließen. So überraschend diese Wende, so schnell, so unverhofft – so unfassbar – bis heute, wenn es auch manche nicht mehr erkennen und wahrhaben wollen, hüben wie drüben.
Ist Dankbarkeit zu einem Fremdwort der deutschen Sprache mutiert?
Erkennen wir, wie einschneidend das Datum des 9. Novembers im Laufe der Zeit für die Geschicke des deutschen Volkes war? Und nur einmal in einer glückhaften Wendung!
Gedenkplatte an Hitlers Putschversuch 1923 (Wikipedia) |