Dienstag, 27. August 2013

Snow-Polo –Glitzerfassade und das Grauen der Pferde

Snow-Polo –Glitzerfassade und das Grauen der Pferde

Der Sport einer oberflächlichen Gesellschaft und die Realität dahinter

Snow Polo Wikipedia c) Frédéric de Goldschmidt www.frederic.net
 
Edle Pferde und adelige Gesellschaft haben eines gemeinsam, ihren Stammbaum. Nichts, so scheint es, hat sich geändert seit jenen grauen Vorzeiten, seit aus den Stammeshäuptlingen europäischer Völker und Gefolgschaften sich Adelsgeschlechter herausbildeten, bis in unsere Tage, in denen der sie „beerbende“ Geldadel glaubt, es - als vermeintliche Prätendenten der Macht - ihnen gleich tun zu müssen. Und sie tun es ihnen wirklich gleich – wie einst so jetzt: Mehr Schein als Sein. Der Glanz königlicher Hoftage oder der Prunk von Galafesten adeliger Höfe, wie des französischen Hofes, die den geladenen Gästen immer wieder ermöglichten, sich selbst in Auftreten und „äußerem Dekor“ zur Schau zu stellen, um Macht und Geld zu demonstrieren* wird gekonnt von den dekadenten Nachfolgern einer bereits untergegangenen Gesellschaft nachgespielt und immitiert. Als Ersatz der verschwundenen höfischen Festivitäten bieten sich nun andere „Events“ an, vorzugsweise Poloveranstaltungen – genauer Snow-Polo; denn zu welcher Gelegenheit können schon Lady Strotz und Herr von Protz ihre Pelze (eine weitere Form der Tierausbeutung) zum Lüften tragen? Mehr Pelz am Mensch als am Tier, diese Tatsache beweist mühelos ein Video der Sendung „taff“ des Senders Pro Sieben:
 
 
 

Ob in St. Moritz, Kitzbühel, Aspern oder sonstwo, überall in der Welt das gleiche Bild zur Winterzeit: Bepelzte Showstars in eigener Regie – von der Skandalnudel, über die Botox-geglätte Frau von Sowieso bis zum in Lederhose und langem Pelzmantel gestylten Bauunternehmer – alle und alles glitzert und blinkt an Hals, Brust und Armen durch die neuesten Errungenschaften echter und frappierend gut immitierter Juwelen vor den traumhaften Kulissen der beschneiten Bergwelt. Über dem Riesenmeeting der Reichen und Superreichen schwebt unverkennbar Champagnerduft, obligatorisches Attribut solcher Veranstaltungen. „Ohne Champagner ist Snow-Polo kein Snow-Polo“ meint eine junge Pelzträgerin mit schwerer Zunge. Nein, man spricht nicht darüber, was das eine oder andere „Schnäppchen“ am Hals der Begleiterin oder am eigenen Handgelenk gekostet hat, man trägt nur die Rolex zur Schau, erwähnt den Besuch bei Cartier oder die Anschaffung des neuen „Bootes“...Die Kostenfrage spielt keine Rolle, deren Kenntnis wird vorausgesetzt. Aber es lässt sich ja auch so angenehm plaudern – ganz „entre nous“ – über... na, was war das noch? Weshalb trifft man sich? Ach, jaaa! Polo! Man fachsimpelt über Schlagtechniken wie „Nearside“ und „Backhand“, ohne wirkliches Wissen, und auf der Suche nach einem Absatzmarkt für die eigenen Produkte unterläuft auch der eine oder andere Lapsus linguae, nämlich mit dem vermeintlichen eigenen „Reichtum“ zu prahlen: Mein Geld, mein Haus, mein Auto ...meine Poloponies (zum Amusement des wahren Geldadels)!
Während dessen sausen – wie beim Polo auf dem grünen Rasen – den geknechteten Polopferden wieder die Knüppel um die Ohren, sie werden gezwungen, mit durchhängendem Rücken einem roten Ball nachzujagen – die angstvoll aufgerissenen Augen sprechen Bände; denn zu allen Verletzungsgefahren, die von den wirbelnden Schlägern herrühren und aus den oft brutalen Sporentechniken, gesellen sich noch die Rutschgefahren auf dem Eis hinzu, die von dem Polopferd sozusagen die Trittfestigkeit einer Gemse erfordert. Das siebenminütige Auswechseln der Pferde (jeder Poloteilnehmer muss deshalb vier Ponies zur Verfügung stellen), „Chukka genannt“, soll die Tiere entlasten. Doch es fragt sich der unvoreingenommene, denkende Mensch wie innerhalb von 7 Minuten ein naturgemäßes Angst- und Fluchttier sich von derartigen Strapazen nachhaltig erholen soll? Verdeutlicht sich hier nicht der maßlose Ehrgeiz und Siegeswille einer gewinnorientierten dekadenten Gesellschaft? Das geckenhafte Auftreten der „Helden in Strumpfhosen“, den gnadenlosen Polospielern selbst, in dem oftmals fast lächerlich wirkenden Outfit bekannter Modeschöpfer, tut ein Übriges dazu.
Und was gewinnen die eigentlichen „Sportler“, die Polo-Ponies? Ach, wie schön, da gewinnt schon mal das beste Polo-Pony eine Pferdedecke aus Alpaka-Wolle! Ob es das zu schätzen weiß?
 

                                                   
                                                    Polo Schnittverletzung Wikipedia c) Dee lite
 
Bei dieser sog. Sportart sind eindeutig immer wieder Verstöße gegen das deutsche Tierschutzgesetz festzustellen! Ist diese Lobby ist zu mächtig, so dass sich Tierschutzorganisationen nicht an dieses „heiße Eisen“ heranwagen?
Man sollte deshalb den Deutschen Tierschutzbund unterstützen bei seiner Forderung, den Pferdepolo-Sport aus Tierschutzgründen abzuschaffen – er ist ähnlich verwerflich wie die spanische Corrida de torros!
Wir empfehlen eine Polosportart, die sehr viel eigenes Können erfordert, nur dem eigenen Willen unterliegt und kein Wesen zu Handlungen zwingt, die ihm von Natur aus nicht gegeben sind. Nur ein einziges Ross ist dazu erforderlich, ein Stahlross – beim Fahrrad-Polo! Nur, viel Geld verdienen – sorry – lässt sich damit nicht, aber sportlichen Ausgleich und viel Spaß als besten Gewinn!

                                          Bike- Polo Wikipedia c) Hu Totya
 
 

Siehe auch:


 
 
*So trug z.B.der Pfälzer Herzog Christian IV., der 1755 das Zweibrücker Gestüt gründete, 1770 bei einem Fest am Hofe Ludwig XV. einen von Gold strotzenden Rock von 42 Pfund – obwohl der Herzog mehr noch von Schulden strotzte - während der französische König selbst sich in einem „nur“ 39 Pfund schweren Galarock präsentierte..
 
 
 

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