
Wollen wir ihn gehen den Weg des Franziskus (*1181/82 in Assisi), seinen Fußstapfen folgen, wenigstens im Geiste?
Wie war es wohl gewesen als er, Giovanni Battista, der Sohn des reichen Tuchhändlers Pietro Bernardone und dessen vermutlich provencalischer Ehefrau Pica, mit allem ausgestattet, was einem jungen Hoffnungsträger aus gutem Hause den Militärdienst erleichtern sollte, 1202 in den Städtekrieg Assisis gegen Perugia zog. Noch nannten die Eltern ihn Francesco, "kleiner Franzose", doch als ein Anderer sollte er zurückkehren.

Wie wird es gewesen sein, als er erkannte, dass das Streben nach materiellen Gütern in der unersättlichen Gier des Menschen liegt, dass es in einer endlosen Schleife eines immer Mehr, immer Besser, immer Schöner, Höher, Reicher sich winden würde?
Wie war es wohl gewesen als er lieber nackt und arm dem irdischen Vater - der für seinen Sohn, sein Geld und seine Ware andere Pläne hatte, in die Einsamkeit der Wälder und Wüstungen entfloh - lieber von den Brosamen, Abfällen "mildtätiger" Menschen lebend, als sich mit der Verdorbenheit des Reichtums den Bauch zu füllen?
Wunderbare Erlebnisse müssen es gewesen sein, die ihn eins werden ließen mit der Natur, erkennen ließen, ein Glied der Schöpfung zu sein, in Verantwortung zu leben mit allem, was sie uns schenkt.
Wie war es, als er erkannte, beispielsweise mit den Tieren kommunizieren zu können, in geschwisterlicher Liebe mit jedem und allem verbunden zu sein? Es muss ihn so überwältigt haben, dass er es oft als ein Zuviel des Erlebens empfand, wie sonst hätte er seinen von Entbehrungen geschwächten Körper immer wieder kasteit durch Nahrungs- und Wasserentzug?
Wie war es auf seinen Reisen ins Heilige Land, als er mit dem Sultan sprach und zum Frieden zwischen Kreuzfahrern und Muslimen beitragen wollte?
Wie war es als 1224 auf dem Berg La Verna die Stigmata Jesu zu Tage traten. Gab es wirklich während seinen Predigten die Levitationen, von denen berichtet wird?

Ein ewiges Vermächtnis seiner Liebe zur Schöpfung hinterließ er uns: Seinen
(hier die Strophen 2-7)
2. Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.
3. Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
hell leuchtend und kostbar und schön.
4. Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteren Himmel und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.
5. Gelobt seist du, mein Herr
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig
und kostbar und keusch.
6. Gelobst seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist er und liebenswürdig und kraftvoll und stark.
7. Gelobt seist Du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernährt und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.
(Lied-Quelle: Das Erbe eines Armen. Die Schriften des Franz von Assisi. Hrsg. von Leonhard Lehmann)

Bildquellen:
Franziskus - Älteste Abbildung z. seinen Lebzeiten, Vogelpredigt, Sonnengesang, Grab - Wikipedia.
Sonnenaufgang, Blick über Tal und Höhen - Pünktchen