Sonntag, 3. April 2011

Franziskus' Fußstapfen - auf dem Weg zum Sonnengesang

Wollen wir ihn gehen den Weg des Franziskus (*1181/82 in Assisi), seinen Fußstapfen folgen, wenigstens im Geiste?
Wie war es wohl gewesen als er, Giovanni Battista, der Sohn des reichen Tuchhändlers Pietro Bernardone und dessen vermutlich provencalischer Ehefrau Pica, mit allem ausgestattet, was einem jungen Hoffnungsträger aus gutem Hause den Militärdienst erleichtern sollte, 1202 in den Städtekrieg Assisis gegen Perugia zog. Noch nannten die Eltern ihn Francesco, "kleiner Franzose", doch als ein Anderer sollte er zurückkehren.
Wie war es gewesen, als er mit anderen in die Kerkerhaft Perugias geriet, in dem mit Exkrementen gefüllten stinkenden Loch saß und nicht nur der Ekel den Körper in eine schwere Krankheit versetzte. Dieses Erlebnis hatte ihn zutiefst erschüttert, vorbei war es mit oberflächlicher Prunksucht und betäubenden Lustbarkeiten.
Wie wird es gewesen sein, als er erkannte, dass das Streben nach materiellen Gütern in der unersättlichen Gier des Menschen liegt, dass es in einer endlosen Schleife eines immer Mehr, immer Besser, immer Schöner, Höher, Reicher sich winden würde?
Wie war es wohl gewesen als er lieber nackt und arm dem irdischen Vater - der für seinen Sohn, sein Geld und seine Ware andere Pläne hatte, in die Einsamkeit der Wälder und Wüstungen entfloh - lieber von den Brosamen, Abfällen "mildtätiger" Menschen lebend, als sich mit der Verdorbenheit des Reichtums den Bauch zu füllen?
Wie war es gewesen während seiner Zeit in der Einsiedelei?
Wunderbare Erlebnisse müssen es gewesen sein, die ihn eins werden ließen mit der Natur, erkennen ließen, ein Glied der Schöpfung zu sein, in Verantwortung zu leben mit allem, was sie uns schenkt.
Wie war es, als er erkannte, beispielsweise mit den Tieren kommunizieren zu können, in geschwisterlicher Liebe mit jedem und allem verbunden zu sein? Es muss ihn so überwältigt haben, dass er es oft als ein Zuviel des Erlebens empfand, wie sonst hätte er seinen von Entbehrungen geschwächten Körper immer wieder kasteit durch Nahrungs- und Wasserentzug?
Wie war es auf seinen Reisen ins Heilige Land, als er mit dem Sultan sprach und zum Frieden zwischen Kreuzfahrern und Muslimen beitragen wollte?
Wie war es als 1224 auf dem Berg La Verna die Stigmata Jesu zu Tage traten. Gab es wirklich während seinen Predigten die Levitationen, von denen berichtet wird?
Wie war es als am Abend des 3. Oktober 1226 "Schwester Tod" an seine Tür klopfte und er, auf eigenen Wunsch - nackt und bloß, verbunden mit der Mutter Erde, auf dem Boden seiner Kirche Portiuncula - im Alter von 44/45 Jahren starb?
Ein ewiges Vermächtnis seiner Liebe zur Schöpfung hinterließ er uns: Seinen
Sonnengesang, den seine Mitbrüder in seiner Sterbestunde sangen
(hier die Strophen 2-7)
2. Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.
3. Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
hell leuchtend und kostbar und schön.
4. Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteren Himmel und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.
5. Gelobt seist du, mein Herr
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig
und kostbar und keusch.
6. Gelobst seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist er und liebenswürdig und kraftvoll und stark.
7. Gelobt seist Du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernährt und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.
(Lied-Quelle: Das Erbe eines Armen. Die Schriften des Franz von Assisi. Hrsg. von Leonhard Lehmann)
Tief sind sie, die Fußstapfen des "kleinen Armen", ich sehe sie vor mir, wenn die Magnolie eine Handvoll Blütenblätter über mich streut, vor mir kleine Vögel ihr Sandbad nehmen, wenn ich in die Augen meiner Hündin schaue; denn er predigte den Vögeln und redete mit den Tieren...
Bildquellen:
Franziskus - Älteste Abbildung z. seinen Lebzeiten, Vogelpredigt, Sonnengesang, Grab - Wikipedia.
Sonnenaufgang, Blick über Tal und Höhen - Pünktchen

5 Kommentare:

  1. Hallo Pünktchen,danke für diesen wunderbaren Beitrag. Es gibt Viele, welche auf den Spuren von Franz v. Assisi wandeln und es gibt leider genau so Viele, welche
    nicht diesen Spuren folgen und es auch niemals tun werden.
    Wir können uns nur für diese Idee einsetzen und sie als eigene Überzeugung vertreten, solange es uns möglich ist.

    LG
    Ursula

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Ursula, vielen Dank für deinen Kommentar und die Ermutigung, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

    LG Pünktchen

    AntwortenLöschen
  3. Liebes Pünktchen!

    Du hast uns eine Persönlichkeit nahegebracht, eine Persönlichkeit, die nicht durch Eroberungen oder Kriege zur Persönlichkeit wurde, nein, Franziskus wurde zu einer Persönlichkeit durch seine große Liebe zur Kreatur.

    Heute würde man ihn vielleicht »Mister Umweltschutz« nennen, doch das würde ihm nicht gerecht werden. Denn seine Liebe wurde nicht durch das Bild ausgelöst, das sich die Menschen seines Umfeldes von ihm machten, vielmehr war die Liebe ein inneres Bedürfnis. Damit war er auch mit einem Politiker nicht zu vergleichen. Ein Politiker mag sein Verhalten danach richten, was die Umfragen an Forderungen an ihn zeigen. Fragen wir uns doch einmal, auf wessen Verhalten mehr Verlass ist, auf das eines Politikers oder das von Franziskus. Während ein Politiker überlegen muss, welches Verhalten angemessen ist, um dem Wunschbild nahe zu kommen, braucht Franziskus nur seinem Inneren zu folgen.

    Es gibt einen weiteren Punkt, der Franziskus in besonders angenehmem Licht zeigt. Mancher leidet unter gravierenden Benachteiligungen und verbittert manchmal sogar, woraus dann eine Zielsetzung für eine geänderte Gesellschaft erwachsen kann. Auf Franziskus traf das nicht zu. Er hatte ausreichend Gelegenheit, Wohlstand oder sogar Reichtum zu genießen, dennoch fand er den Weg zum Liebenden der Schöpfung. Während verbitterte Menschen ein Leben aufgaben, das sie zur Verbitterung geführt hatte, gab Franziskus ein Leben auf, das andere als besonders lebenswert ansehen.

    Zwei oder drei Exemplare von Franziskus in jedem Jahrhundert würden der Entwicklung einer gerechteren Gesellschaft sicherlich förderlich sein.

    Vielen Dank, liebes Pünktchen, für den Einblick in das Leben eines großen Charakters!

    Liebe Grüße
    Wolf-Gero

    AntwortenLöschen
  4. Hallo, Wolf-Gero!
    Es gibt und gab sie, die "kleinen Armen" in jedem Jahrhundert, aber sie dienen nur wenigen als Vorbild, denn ihre Stimmen sind leise, und in unserer Welt des Scheins, die sich laut und lärmend in den Medien breit macht, gebärdet sich der Moloch des Macht- und Gewinnstrebens immer toller. Wer fragt heute noch nach dem Arzt in Lambarene oder Mutter Theresa? Dagegen wird das Glamour-Girl, die gewesene Princess of Wales, immer noch verehrt wie eine Heilige. Dabei benutzte sie ihr Leben wie eine Show-Bühne. Dagegen wird die Arbeit ihres Ex-Ehemannes Charles im IWF-Found überhaupt nicht beachtet. Franziskus hätte heute den Erfolg, den er zu seinen Lebzeiten hatte, garantiert nicht mehr, kaum jemand würde ihm folgen. Erst recht würde kein Orden aus seinem Wirken entstehen.Traurig, aber wahr.
    Danke für Deine Einschätzung und
    liebe Grüße
    Pünktchen

    AntwortenLöschen
  5. Liebes Pünktchen!
    "Franziskus hätte heute den Erfolg, den er zu seinen Lebzeiten hatte, garantiert nicht mehr, kaum jemand würde ihm folgen. Erst recht würde kein Orden aus seinem Wirken entstehen.Traurig, aber wahr." Ich fürchte, an der Stelle war ich wohl zu optimistisch. Wenn überhaupt etwas in die Öffentlichkeit gedrungen wäre, dann sicherlich einige Handlungen, die -- von Religiösem entkleidet -- auf den üblichen Leser eines Massenblattes nur noch komisch wirken.
    Nein, positive Vorbilder wirken sich nicht aus, negative viel eher. Ist es einer Gangsterbande gelungen, eine fette Beute zu machen, dann können wir sicher sein, dass das Vorgehen in absehbarer Zeit kopiert wird. Warum gelingt es dem Kapitalismus, seine Regeln international zu festigen, während sich niemand für soziale Errungenschaften interessiert.
    Liebe Grüße
    Wolf-Gero

    AntwortenLöschen