Sonntag, 3. November 2013

Hubertusjagd – Hubertusmessen

Hubertusjagd – Hubertusmessen

 

Wenn das Töten gesegnet wird, die Diskrepanz zwischen dem 5. Gebot und kirchlichem Verhalten.

 





Du sollst nicht töten!

 

Eine einfache klare Aussage ohne Schnörkel und Unterscheidungen z.B. zwischen Menschen und ihren Mitgeschöpfen.

 

Und doch haben sich schon im frühen Mittelalter adelige Christen, das Recht zum Töten herausgenommen, und ihr für sie vorbehaltenes Jagdrecht exzessiv in Anspruch genommen. Hubertus (Hucbertus = glänzend durch Einsicht und Klugheit), der junge Graf von Toulouse, ein Sohn des Herzogs Bertrand von Aquitanien (Guienne) und dessen Ehefrau Hucberne, etwa um 655 bis 658 geboren, war in seiner Jugend von der Mutter und deren Schwester Oda in christlichem Glauben erzogen worden. Ob ihm an seiner Wiege schon gesungen worden war, dass er einst als Bischof von Tongern-Maastricht bzw. von Lüttich sein Leben beschließen würde, bleibe dahingestellt. Zu viele Legenden ranken sich um den Patron Lüttichs und Nationalheiligen Belgiens. Jedenfalls scheint er sich gemäß adeligen Bräuchen schon früh mit kämpferischem Geist und Willen am Hofe von Neustriens Frankenkönig Theoderich III. in Paris ausgezeichnet zu haben, so dass dieser ihn zum Pfalzgraf erhob, ihm dadurch aber den Hass und die Feindschaft des Hausmeiers Ebroin zuzog. Schließlich ließ der junge Pfalzgraf den verderblichen Dunstkreis von Hass und Intrigen, der dem neustrischen Hofe anhaftete und begab sich in die Hauptresidenz Austrasiens, der Stadt Metz, zu Herzog Pippin von Heristal (des sog. „Mittleren“), zu dessen Ehefrau Plektrudis offenbar auch ein verwandschaftliches Verhältnis bestanden haben soll. Hohe Ämter erfüllte er vorbildlich aus und ehelichte mit 26 Jahren die Prinzessin von Löwen, Floribane, die tugendhafte Tochter des Herzogs Dagobert. Das Glück schien vollkommen zu sein, das jedoch mit der Geburt des Sohnes Floribert endete, denn Floribane starb dabei. Schmerzerfüllt zog sich Hucbert in die Wälder der Ardennen zurück, genauer in das grüne Tor der Ardennen, in die Gegend von Clavier Les Avins (ein verrottetes Schild in der „rue de la vanne“ erinnert an ihn), zog als eine Art Nimrod, exzessiv jagend durch die Wälder. Ob es nun ein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuzeszeichen zwischen dem Geweih gewesen war, wie es auch die Legende des St. Eustache aus einer früheren Zeit berichtete und diese Erzählweise mit Sicherheit auch daraus entlehnt wurde, oder „nur“ der Blick eines schweißenden, waidwunden Tieres, der ihn bekehrte und zu Lambertus, dem Bischof von Lüttich (bzw. Tongern) reisen ließ, mag dahin gestellt sein. Die Bekehrung zum Christentum, wie es heutigentags gerne dargestellt wird, war mit Sicherheit nicht erfolgt; denn er war von Kindesbeinen an schon getauft und christlich erzogen worden, viel eher trifft der Bericht früherer Quellen zu, dass Hucbert dem Jagd“vernügen“, dem Töten der Mitgeschöpfe abgeschworen habe. Am Hofe Pippins habe er schon Bischof Lambertus von Tongern kennengelernt, dessen Anraten er nun folgte und sich wieder in die Wälder zurückzog, in denen ihm die wundersame Erscheinung begegnet war, zu Studium der heiligen Schrift und in Einsamkeit und Askese sich zum „reinen Geistesmann“ ausbildete. Dazu zog er missionierend durch die Wildnis der Ardennen und Brabants und ließ u.a. in Clavier Les Avins, hoch über dem Quellgebiet des Flusses Hoyoux, dem schmalen „Ventil“ (rue de la vanne), in dem er gelebt und studiert hatte, eine dem fränkisch-merowingischen Nationalheiligen St. Martin geweihte Kirche bauen, die heute noch den Anschein gibt, zum schmalen Tälchen des jungen, bachgleichen Hoyoux den Hang hinunter stürzen zu wollen, eine von vielen Kirchen im Laufe von Hucberts apostolischem Wirken.
 
   
 

      Clavier Les Avins mit der Martinskirche des St. Hubertus                                                    St. Martin in Les Avins
 
Eine Pilgerfahrt nach Rom, noch zu Zeiten des Papstes Sergius, soll seine Studien beschlossen haben, wo ihn auf dieser gefahrvollen Reise die Nachricht vom Märtyrertod des Bischofs Lambert erreicht haben soll, der 705 in seinem Haus in dem kleinen Ort Leonidum, dem späteren Lüttich, ermordet worden war. Diese Geschichte entbehrt aber eines gewissen Wahrheitsgehaltes, da Papst Sergius etwa schon um 701 gestorben war. Andere Berichte, denen zufolge Hucbert schon nach vorheriger Weihe durch Bischof Lambertus zum Priester sein Leben ganz in die Nachfolge Christi gestellt und seinen Besitz und seine Güter mit den Armen geteilt habe, in Demut und Liebe zum Nächsten, erscheinen da wahrscheinlicher. Den Sohn Floribert habe er in die Obhut seines Bruders gegeben. Sein Wirken als Glaubensbote, seine Beliebtheit unter der Bevölkerung in Brabant und den Ardennen verliehen ihm den besonderen Ehrentitel „Apostel der Ardennen“. Eine andere, immer wieder kolportierte Legende behauptet über den Heiligen, er sei von Papst Sergius selbst (Jahreszahlen schwanken zwischen 695-698) zum Priester und Bischof von Maastricht geweiht worden, anlässlich dieses Geschehens sei ihm auch der heilige Petrus erschienen und habe ihm seine Schlüssel verliehen, als Zeichen zum Lösen und Binden, eine wundertätige Stola habe sich dabei herabgesenkt, deren Fäden in späterer Zeit gegen pestilenzartige Gebrechen und Tollwut Wunder gewirkt haben solle.. Außerdem sei er schon vorher in der Diözese eine starke Hilfe des Bischofs Lambertus gewesen und sei deshalb einstimmig zum Nachfolger des als Märtyrer Hingeschiedenen gewählt worden. Ab 705 wird Hucbertus bzw. Hubertus als Bischof von Tongern-Maastricht in den Annalen Lüttichs geführt, und bekam als besonderes Privileg die päpstliche Erlaubnis, Lüttich als Bischofssitz zu erwählen, erbaute eine Kathedrale an dem Tatort des Lambert’schen Todes (heute durch vier Metallsäulen vor dem bischöflichen Palais gekennzeichnet), in der auch die Gebeine des Hl. Lambertus geborgen wurden. Nach einem arbeitsreichen Leben starb Bischof Hubertus von Lüttich im Mai 727 in Tervueren und wurde in der heute untergegangenen Kirche St. Peter zunächst an einem Nebenaltar beigesetzt. Am 3. November 843 ließ der fränkisch-karolingische Hausmeier Karlmann die Gebeine des Heiligen, der mittlerweile zu den Nothelfern der Kirche zählte, erheben und am Hauptaltar der gleichen Kirche beisetzen, und als 822 das von ihm gegründete Kloster Andiagum (Andage – heute Saint Hubert) um seine Gebeine bat, wurde diese Bitte gnädig gewährt. In der Französischen Revolution verschwanden auch die sterblichen Überreste des hl. Hubertus wie so viele von großen Fürsten und Heiligen in den blutigen Wirren jener Zeit.
 

 
 

 

        St. Hubert und Petrus unter der Kanzel der Kathedrale Notre Dame et St. Lambert in Lüttich sowie der Fürst der Finsternis in Ketten
 
 

Dass Hubertus immer noch als Jäger abgebildet wird, sollte eigentlich aufzeigen, dass er ein von der Jagd Abgewandter war. Das signalisiert auch die weiße Skulptur des Heiligen aus Lüttich im Bischofsgewand mit dem Hifthorn im Arm, an der Seite des Apostels Petrus mit den Schlüsseln zum Lösen und Binden, unter der Kanzel der Kathedrale in Lüttich, an die der Fürst der Finsternis in Ketten gelegt wurde.

Wie irren sie doch jene, die heute Hubertusmessen abhalten und das Töten segnen, es ist ein Widerspruch gegen das göttliche Gebot und die Erkenntnis des heiligen Hubertus, der von der katholischen Kirche als einer der vier himmlischen Marschälle angesehen wird:

Denn mahnend dringt immer noch in unsere Zeit das, was er in Demut vorlebte: Das Wissen um die Heiligkeit des Lebendigen, den achtsamen Umgang mit der Schöpfung und die Einhaltung des 5. Gebotes: 
 

Du sollst nicht töten.


 
Am Hoyoux in Clavier Les Avins - hier lebte St. Hubertus sieben Jahre
 



Text und Fotografien: Elke Gelzleichter 3.11.2013
Hubertusminiatur Wikipedia gemeinfrei
 






Dienstag, 27. August 2013

Snow-Polo –Glitzerfassade und das Grauen der Pferde

Snow-Polo –Glitzerfassade und das Grauen der Pferde

Der Sport einer oberflächlichen Gesellschaft und die Realität dahinter

Snow Polo Wikipedia c) Frédéric de Goldschmidt www.frederic.net
 
Edle Pferde und adelige Gesellschaft haben eines gemeinsam, ihren Stammbaum. Nichts, so scheint es, hat sich geändert seit jenen grauen Vorzeiten, seit aus den Stammeshäuptlingen europäischer Völker und Gefolgschaften sich Adelsgeschlechter herausbildeten, bis in unsere Tage, in denen der sie „beerbende“ Geldadel glaubt, es - als vermeintliche Prätendenten der Macht - ihnen gleich tun zu müssen. Und sie tun es ihnen wirklich gleich – wie einst so jetzt: Mehr Schein als Sein. Der Glanz königlicher Hoftage oder der Prunk von Galafesten adeliger Höfe, wie des französischen Hofes, die den geladenen Gästen immer wieder ermöglichten, sich selbst in Auftreten und „äußerem Dekor“ zur Schau zu stellen, um Macht und Geld zu demonstrieren* wird gekonnt von den dekadenten Nachfolgern einer bereits untergegangenen Gesellschaft nachgespielt und immitiert. Als Ersatz der verschwundenen höfischen Festivitäten bieten sich nun andere „Events“ an, vorzugsweise Poloveranstaltungen – genauer Snow-Polo; denn zu welcher Gelegenheit können schon Lady Strotz und Herr von Protz ihre Pelze (eine weitere Form der Tierausbeutung) zum Lüften tragen? Mehr Pelz am Mensch als am Tier, diese Tatsache beweist mühelos ein Video der Sendung „taff“ des Senders Pro Sieben:
 
 
 

Ob in St. Moritz, Kitzbühel, Aspern oder sonstwo, überall in der Welt das gleiche Bild zur Winterzeit: Bepelzte Showstars in eigener Regie – von der Skandalnudel, über die Botox-geglätte Frau von Sowieso bis zum in Lederhose und langem Pelzmantel gestylten Bauunternehmer – alle und alles glitzert und blinkt an Hals, Brust und Armen durch die neuesten Errungenschaften echter und frappierend gut immitierter Juwelen vor den traumhaften Kulissen der beschneiten Bergwelt. Über dem Riesenmeeting der Reichen und Superreichen schwebt unverkennbar Champagnerduft, obligatorisches Attribut solcher Veranstaltungen. „Ohne Champagner ist Snow-Polo kein Snow-Polo“ meint eine junge Pelzträgerin mit schwerer Zunge. Nein, man spricht nicht darüber, was das eine oder andere „Schnäppchen“ am Hals der Begleiterin oder am eigenen Handgelenk gekostet hat, man trägt nur die Rolex zur Schau, erwähnt den Besuch bei Cartier oder die Anschaffung des neuen „Bootes“...Die Kostenfrage spielt keine Rolle, deren Kenntnis wird vorausgesetzt. Aber es lässt sich ja auch so angenehm plaudern – ganz „entre nous“ – über... na, was war das noch? Weshalb trifft man sich? Ach, jaaa! Polo! Man fachsimpelt über Schlagtechniken wie „Nearside“ und „Backhand“, ohne wirkliches Wissen, und auf der Suche nach einem Absatzmarkt für die eigenen Produkte unterläuft auch der eine oder andere Lapsus linguae, nämlich mit dem vermeintlichen eigenen „Reichtum“ zu prahlen: Mein Geld, mein Haus, mein Auto ...meine Poloponies (zum Amusement des wahren Geldadels)!
Während dessen sausen – wie beim Polo auf dem grünen Rasen – den geknechteten Polopferden wieder die Knüppel um die Ohren, sie werden gezwungen, mit durchhängendem Rücken einem roten Ball nachzujagen – die angstvoll aufgerissenen Augen sprechen Bände; denn zu allen Verletzungsgefahren, die von den wirbelnden Schlägern herrühren und aus den oft brutalen Sporentechniken, gesellen sich noch die Rutschgefahren auf dem Eis hinzu, die von dem Polopferd sozusagen die Trittfestigkeit einer Gemse erfordert. Das siebenminütige Auswechseln der Pferde (jeder Poloteilnehmer muss deshalb vier Ponies zur Verfügung stellen), „Chukka genannt“, soll die Tiere entlasten. Doch es fragt sich der unvoreingenommene, denkende Mensch wie innerhalb von 7 Minuten ein naturgemäßes Angst- und Fluchttier sich von derartigen Strapazen nachhaltig erholen soll? Verdeutlicht sich hier nicht der maßlose Ehrgeiz und Siegeswille einer gewinnorientierten dekadenten Gesellschaft? Das geckenhafte Auftreten der „Helden in Strumpfhosen“, den gnadenlosen Polospielern selbst, in dem oftmals fast lächerlich wirkenden Outfit bekannter Modeschöpfer, tut ein Übriges dazu.
Und was gewinnen die eigentlichen „Sportler“, die Polo-Ponies? Ach, wie schön, da gewinnt schon mal das beste Polo-Pony eine Pferdedecke aus Alpaka-Wolle! Ob es das zu schätzen weiß?
 

                                                   
                                                    Polo Schnittverletzung Wikipedia c) Dee lite
 
Bei dieser sog. Sportart sind eindeutig immer wieder Verstöße gegen das deutsche Tierschutzgesetz festzustellen! Ist diese Lobby ist zu mächtig, so dass sich Tierschutzorganisationen nicht an dieses „heiße Eisen“ heranwagen?
Man sollte deshalb den Deutschen Tierschutzbund unterstützen bei seiner Forderung, den Pferdepolo-Sport aus Tierschutzgründen abzuschaffen – er ist ähnlich verwerflich wie die spanische Corrida de torros!
Wir empfehlen eine Polosportart, die sehr viel eigenes Können erfordert, nur dem eigenen Willen unterliegt und kein Wesen zu Handlungen zwingt, die ihm von Natur aus nicht gegeben sind. Nur ein einziges Ross ist dazu erforderlich, ein Stahlross – beim Fahrrad-Polo! Nur, viel Geld verdienen – sorry – lässt sich damit nicht, aber sportlichen Ausgleich und viel Spaß als besten Gewinn!

                                          Bike- Polo Wikipedia c) Hu Totya
 
 

Siehe auch:


 
 
*So trug z.B.der Pfälzer Herzog Christian IV., der 1755 das Zweibrücker Gestüt gründete, 1770 bei einem Fest am Hofe Ludwig XV. einen von Gold strotzenden Rock von 42 Pfund – obwohl der Herzog mehr noch von Schulden strotzte - während der französische König selbst sich in einem „nur“ 39 Pfund schweren Galarock präsentierte..