Mittwoch, 12. November 2014

Brunichild - verehrt, geliebt/gehasst, gevierteilt, Teil 1



                Hochzeit Brunichild und Sigebert
 
 
Eine wunderschöne Braut -
ein rauschendes Fest,
goldenes und silbernes Geschirr,
erlesene Speisen und Getränke!
 
 
Die Großen, geladen zum prächtigen Hochzeitsfest des austrasischen Königs Sigebert, sind geblendet, entzückt. Venantius Fortunatus der "letzte römische" und "erste mittelalterliche Dichter" italienischer Herkunft, (der spätere, heiliggesprochene Bischof von Poitiers), ist Gast am Metzer Hofe. Ein Gedicht aus eigener Feder erfreut das erlauchte Paar und die noblen Gäste
 
 

"Sonne, beleuchte den glücklichen Tag;

gieß du über ihn deine Strahlen

von heiterer Klarheit;

erfülle der Gatten Gemach

für uns geboren, Sigibert, und unser Glück

leistet er freudvoll den heiligen Eid. Von anderer

Liebe frei

erträgt er die süße Fessel. Sein lauterer Geist

bezwingt seine Jugend, wünscht dem Bunde die Reinheit..

Sigbert, du Liebender, den Brunhilds Feuer bedrängt ...

Dein hoher Adel erstrahlt, Tochter Athanagilds,

dessen Reich die Grenzen der Erde berührt.

Mit allen irdischen Gütern gesegnet regiert dieser

König sein Volk

in Spanien, mit Weisheit, die zu preisen sich lohnt."



Ja, "schön, klug, von umsichtigem Rat und angenehmer Gesellschaft" (lt. Gregor von Tours) ist sie, Brunichild, die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, trotz oder vielleicht wegen ihres jugendlichen Alters von 16 Jahren, bewundert, verehrt, geliebt. Eine weitere westgotische Schönheit weckt angesichts des Brautschatzes der Westgotin Brunichild Begehrlichkeiten. Chilperich I., König Neustriens, der seine angetraute Audovera vor nicht allzu langer Zeit verstoßen hatte, der Halbbruder Sigiberts (in offener Rivalität), "scheelen Auges" die Pracht des Metzer Königshofes neidend, im Hinbllick auf eine zu erwartende reiche Mitgift und die ebenfalls mit Schönheit gesegnete ältere Schwester der jungen Königin Austriens, wirbt er um die Gunst Gailswinthas und deren Hand, die ihm von Athanagild gewährt wird, unter der Prämisse des Versprechens Chilperichs, dass dieser die Beziehung zu der Kebse Fredegunde (seit etwa 565) beenden möge. So geschieht es, dass die schöne Gailswintha an den Hof von Soissons zieht, 567 heiratet und wenige Jahre später durch Mörderhand den Tod findet.
 
Fredegunde
 
Die Verstoßung der Audovera
 
  
Die Ermordung Gailswinthas
 
Niemand hatte es voraus gesehen: Weder Athanagild, der selbst nicht zimperlich zum Erreichen seines Königstums im Westgotenreich vorgegangen war (551-555 siegreicher Aufstand gegen König Agila I), weder der strahlende Schwager Sigibert, der geliebte König Austrasiens, noch dessen Ehefrau Brunichild, die gerne die Schwester als Königin von Neustrien sah.
Wer rechnete schon mit den erotischen Künsten der Fredegunde, einer Unfreien aus dem Gefolge der Audovera, die nicht daran dachte, ihre Machtstellung bei Hofe aufzugeben und es verstand, Chilperich zu umstricken und mit Intrigen zu blenden. Vorbei das leichte Spiel mit der sanften Audovera und den König zum Verstoß zu bewegen, aber Galswintha, die stolze Westgotin, ließ sich weder die Unbotmäßigkeiten der ehemaligen Magd bieten noch das ungebührliche Verhalten des Gatten und drohte in den Jahren 570/571, ihn samt ihren Schätzen zu verlassen. Der Verlust der Schätze - nicht auszudenken, Fredegunds Pläne reichten weit über das Morgen hinaus. Je entschiedener Gailswintha ihre Entschlossenheit bekräftigte, um so mehr reiften Mordgedanken in der bösen, machtgierigen Konkubine. Lange hatte sie nach der Krone der Königin getrachtet und niemand und nichts konnte sie davon abhalten. Athanagild, der Vater Gailswinthas, der Chilperich hätte in die Schranken verweisen können, war schon im Jahre der Hochzeit 567 verstorben. Der gedungene Mörder, ein Diener der Fredegund, erdrosselte oder erschlug (wer weiß es schon genau zu sagen) die etwa 21-jährige Königin in ihrem Bett. Maßloses Entsetzen erschütterte den Hof zu Metz, zumal die Nachricht von dem Tode Gailswinthas mit der Nachricht von der erneuten Eheschließung des Chilperich einherging, die Mörderin Fredegunde hatte die erste Etappe ihres Ziels erreicht. Trauernd schrieb Fortunatus seine "Gelesvintha-Elegie".
Brunichild, die aus Gattenliebe zum römischen Christentum konvertierte Arianerin, erbebte vor Zorn, dieser Frevel - Gatten- und Königsmord - konnte nur mit Blut der Mörder wieder reingewaschen werden. Das Maß der Schandtaten des Neustriers (durch den Tod Chlotars I. seit 561 mit ständigen Attacken, beginnend mit dem versuchten Raub des Königsschatzes und der versuchten Eroberung von Paris) war voll, Sigibert zog in den Krieg...
 
Vitry: Man schreibt das Jahr 575, Sigibert hat nach etlichen Schlachten und Kriegsjahren Chilperich (den einzigen Sohn Chlotars aus der Ehe mit Arnegunde) endgültig bezwungen, das Volk Neustriens jubelt im zu - dieser strahlende Held soll ihr König sein, man hebt ihn auf die Schilde - eine übliche Form der Königserhebung - da dringen von 2 Seiten gedungene Mörder auf ihn ein und töten den Sieger mit vergifteten Dolchen (Skramasax), zurück bleibt Brunichild mit dem unmündigen 5-jährigen Söhnchen Childebert II. Fredegund hat die zweite Etappe ihres Ziels erreicht, auch mit der Verbannung Brunichilds und ihres Sohnes nach Rouen.

Doch Chilperich hat sich einen Widersacher eigenen Blutes geschaffen, Merowech, der älteste Sohn (nach dem Tod Theudeberts) aus der Ehe mit Audovera zieht 576, von einem Feldzug nach Poitiers kommend, in Rouen ein und schließt die Ehe mit der Königinwitwe Brunichild.
War es Bischof Praetextatus von Rouen, der den jungen Merowinger zu Hilfe rief oder war es Brunichild selbst? Dazu schweigen die Quellen. Ganz sicher kamen Merowech die Pläne Brunichilds und des Bischofs von Rouen den eigenen sehr entgegen. Das Schicksal der eigenen Mutter Audovera vor Augen, die in einem Kloster in Le Mans ihr Leben fristete, kannte er die Wankelmütigkeit des Vaters unter dem Einfluss der königlichen Mörderin. Mit Hilfe der Königinwitwe Austriens wäre er fähig gewesen, ein eigenes Königtum anzutreten, das ehemalige große Reich Sigiberts, um Chilperichs Treiben in die Schranken zu weisen. Ganz sicher konnte er sich dabei auf den Bischof von Rouen stützen, seinen Patenonkel, der ihn und Brunichild auch getraut hatte und den Adeligen Boso Guntchram, den wir später (im Jahre 585) allerdings als Räuber und Grabschänder im austrasischen Reich sehen werden.
Der wahrscheinlich von Merowech inszenierte Aufstand in der Champagne, die Empörung des Volkes von Rouen gegen Chilperich und nun die Eheschließung mit Brunichild lassen den neustrischen König die Bedrohung aus dem eigenen Lager erkennen und blitzschnell handeln. So kann Merowech dem zürnenden Vater nicht entgehen, der ihn von Brunichild trennt. Leib und Leben der Königswitwe selbst und das des minderjährigen Königs Childebert II. aber wagt Chilperich nicht anzutasten Verzweifelt, jedoch vergeblich versucht Merowech immer wieder zur Angetrauten zu stoßen: Das zögerliche Verhalten der Austrasier, die sich der wahren Absichten des Neustriers nicht sicher sind und letzlich die Ermordung Merowechs im Jahre 577 (im Auftrag Fredegundes) ziehen einen Schluss-Strich unter die kühnen Pläne des merowingischen Prinzen.
 Fredegund hatte eine weitere Etappe auf dem Weg zu ihrem Ziel gewonnen.
Aber ihrer größten Widersacherin und Feindin Brunichild war die Flucht nach Austrasien gelungen.(Ende des 1.Teils)
 
 
Merowech