Donnerstag, 22. März 2012

Hanf, „umweltbewusste“ alte Faser - vielseitig und modern.

Cannabis sativa (Foto: Wikipedia)
Eine uralte Nutzpflanze, schon 2800 v.d. Z. in China zum Fertigen von Hanfseilen genutzt, schickt sich an, in die „moderne Welt“ zurückzukehren.
Ihre Vielseitigkeit, ihr schnelles Wachstum und dem dadurch gänzlich möglichen Verzicht auf Herbizide und Pestizide versprechen die in heutiger Zeit wichtigen und dringend erforderlichen Merkmale des Umweltschutzes und der „Nachhaltigkeit“.
Hanfseil (Foto Wikipedia)

Hanffeld in der Uckermark (Foto Wikipedia)
Aus Hanf bestanden die alten Textilien in China und Indien und die Karostoffe der Kelten, wie Grabfunde beweisen, mit Textilfragmenten aus der Zeit zwischen 1122 v. Chr. in China und 500 v. Chr. in Europa (aus einem Grabhügel bei Stuttgart).
Aber wer heute das Wort „Hanf“ ausspricht, muss mit merkwürdigen Reaktionen des Umfeldes rechnen. Vielsagendes Grinsen, zweideutige Bemerkungen, die signalisieren, dass  man mit Hanf grundsätzlich die Droge Marihuana verbindet.
Auffallend die Tatsache,  wie wenig die heutige Gesellschaft über eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt informiert ist, dass z.B. mittlerweile europaweit  41 THC-reduzierte Arten des Cannabis sativa zugelassen sind (mit einem 30– bis 40-prozentigen höheren Faseranteil  als andere Sorten) meistens zur Ölgewinnung oder als widerstandsfähiger, vielseitig verwendbarer Werk- und Dämmstoff der Autoindustrie oder des Baugewebes genutzt.
Wer ist sich schon im klaren darüber, welch ein Segen der schnell wachsende Hanf im Kampf gegen den Hunger der Welt darstellen würde!
Wer weiß schon, dass die braunen bis grau-grünen Hanfsamen – auch als Hanfnüsse bezeichnet - hervorragend als eine wichtige Proteinquelle für den Menschen geeignet sind. So enthalten sie beispielsweise:
Fette : 38 -35 %
Kohlehdrate: 30 bis 35 %
Proteine: 20 bis 24 %
Vitamin E
Kalzium
Magnesium
Kalium
Eisen
Vitamin B – insbesondere B1 und B2

Die Proteine, hauptsächlich aus dem Globulin Edestin bestehend, zeichnen sich durch eine besonders leichte Verdaulichkeit für den Menschen aus. Darüber hinaus enthalten die Samen alle 8 Aminosäuren für den menschlichen Körper.

Wir wissen zwar etwas über die Verwendung der Hanfsamen als hochwertiges Tierfutter für Vögel und Säugetiere. Zudem bemerken wir, dass in immer mehr Haushalten das hochwertige, aus den Samen gepresste Hanföl verwendet wird.
Wissen wir aber, dass aus den Samen auch Hanfmehl, Hanfbutter – ähnlich der Erdnussbutter - oder auch Hanfsuppe zubereitet werden kann? Dass man Hanfsamen auch als schmackhafte Zutat geröstet und ungeröstet in Salaten oder auch pur als Snack genießen kann.

Was nützt es, dass wir wissen, dass Hanfpapier, das bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts noch industriell hergestellt wurde, widerstandsfähiger und öfters recycelbarer als das nun allseits verwandte, Regenwälder-fressende Holzpapier ist, wenn Profitgier ein Umdenken nicht erlaubt. Alte Schriften und Bücher beweisen die Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit des aus Hanf erzeugten Papiers.


(Foto: Hanf-Produkte)
Wie steht es mit dem Umdenken in der Textilindustrie?

(Foto: Hanf-Produkte)
So sollen die ersten (noch braunen) Jeans des aus Bamberg stammenden Levi Strauss 1853 aus Hanftextilien gefertigt gewesen sein, von den Hosenträgern weiß  man es gewiss. Warum die strapazierfähige Faser der Baumwolle weichen musste,  liegt mit Sicherheit in der Tatsache der schwierigen Gewinnung der Hanffasern begründet.
Zwar sind die Hanffasern leichter aufzubrechen und zu kämmen als Flachs, um immer feinere Fäden zum Spinnen und Weben zu erhalten, doch ist dazu viel Handarbeit erforderlich, langwierig und verteuernd. Doch Hanf verbraucht weniger Wasser als Baumwolle, angesichts der weltweiten drohenden Wasserknappheit eine angenehme und wichtige Tatsache, neben der Erkenntnis, dass Textilien aus Hanf über die gleiche Fähigkeit des Temperaturausgleiches wie Seide verfügen – im Winter wärmend, im Sommer kühlend und, von Forschern bestätigt, mit ausgezeichneter Hautverträglichkeit.

(Foto: Hanf-Produkte)
Mit Sicherheit würden bei entsprechender Förderung schnell neue Technologien entwickelt werden, um eine leichtere Gewinnung der Hanffasern zu ermöglichen, so dass auf den Import von Textilien aus China, die nicht die europäischen Standards erfüllen (Chemikalien verseuchen nach dem Waschen die Gewässer), verzichtet werden könnte.

Ein buntes Kaleidoskop der Möglichkeiten zeigt diese einfache grüne Pflanze, sie fasziniert mich – und Sie?


»Es gibt nur eine Pflanze, die als nachwachsender Rohstoff in der Lage ist, den größten Teil an Papier, Textilien und Nahrungsmitteln sowie des Energieverbrauchs zu liefern und die zugleich die Umweltverschmutzung eindämmt, die Böden verbessert und unsere Luft reinigt: es ist eine alte Gefährtin, die dies schon immer getan hat: Cannabis, Hanf..«
Jack Herer
* 18. Juni 1939 in New York City; † 15. April 2010 in Eugene, Oregon

(Aus: Hanfzeit)

Text: Elke Gelzleichter, 22.03.12

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen