Montag, 24. März 2014

Pferdepolo - ein Sport, der jeder Beschreibung spottet

Wenn Arroganz und „tumbe“  Eitelkeit zur Tierqual ausarten

"Wo immer der Mensch auf seinem langen Weg zur Zivilisation einen Fußabdruck hinterlassen hat, da ist ein Hufabdruck direkt daneben." (Le Cheval)

...auf seinem langen Weg zur Zivilisation...



Equus przewalski - "Urpferdart" Wikipedia c) SRR







 

 



 



 


    

In alter Zeit wäre es ein leichtes gewesen, diese Worte mit „da sträubt sich die Feder“ zu kommentieren. Heute sträubt sich keine Feder mehr, aber die Haare angesichts des Umgangs und der Behandlung in den verschiedenen Pferdesportarten mit dem treuen Freund aus längst vergangenen Tagen.

 

Viele Pferdesportarten sind in den letzten Jahrzehnten wie Pilze aus dem Boden geschossen, denn am „Freund Pferd“ lässt sich in mannigfacher Weise Geld verdienen. Dazu schreibt der bekannte Veterinär, Pferdesachverständige und Sachbuchautor Dr. vet. Maximilian Pick in Pro Equo und auf www.gute-erde.org wie folgt:

„Das Reiten und Fahren wurde im Sinne einer Reit- bzw. Fahr-„kunst“ gepflegt und der Wunsch nach einem schnellen Pferd schuf den Rennsport. Heute ist das Pferd fast ganz auf den Pferdesport reduziert: Die Freizeitreiter galoppieren - mehr oder weniger gekonnt - durch die Landschaft, die Turnierreiter testen ihr tierisches Sportgerät im Parcours, Viereck oder im Gelände, die Polospieler auf dem Spielfeld. Im Rennsport versucht man mit dem Pferd Geld „zu machen“, man wettet. Vor wenigen Jahrzehnten schwappte aus Amerika ein neuer Trend des Pferdesports, das Westernreiten, zu uns herüber . Wer will nicht auch mal ein Cowboy sein? Muss man wirklich alles, was früher einen Sinn machte, ad ultimo fortsetzen. Wo sind die Grenzen für den Pferdesport?“

 

Es mag sein, dass der Pferdesport zum Erhalt vieler Pferderassen beigetragen hat, aber er hat durch seine überzogenen Anforderungen, durch den maßlosen Ehrgeiz der Sportbetreiber das Pferd, ein sensibles, fühlendes, atmendes Wesen zum Sportgerät verkommen lassen, entgegen dem Tierschutzgesetz, das seit 2002 mit folgendem Text im  deutschen Grundgesetz verankert ist:

Das Tier im Grundgesetz – Artikel 20a GG
Tierschutz: Geändertes Grundgesetz ab 1.8.2002
Weitgehend unbemerkt von der Allgemeinheit stimmte der Bundestag am 17. Mai 2002 mit der erforderlichen qualifizierten Mehrheit für die Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz.
Der Bundesrat stimmte dieser Entscheidung am 21. Juni 2002 zu.
Die Änderung des Grundgesetzes besteht in der Ergänzung des bisherigen Artikels 20 a um die drei Worte »und die Tiere«. Die Neufassung ist zum 1. August 2002 in Kraft getreten.Der neue Art. 20 a Grundgesetz hat nun folgenden Wortlaut:
„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmässigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Massgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“
Beleuchtet man unter dieser Maßgabe nun die verschiedenen hoch dotierten Sportarten, ist nur mit dem althochdeutschen Wort „tumb“ in seiner ursprünglichsten Bedeutung von „verdunkelt“ oder „mit stumpfem Sinn“ die Geisteshaltung jener zu bezeichnen, die in dem Irrglauben, in einem „royalen“ Sport „zu Ehren und Anerkennung“ zu gelangen, sich dem Pferdepolo verschrieben haben.
Denn wie sieht es mit diesem Sport der „Könige“ aus? Was ist edel an dem, was den Polo-Pferden zugefügt wird:
Pferde-Polo  - in allen Variationen: on beach, on snow and ice –
eigentlich müsste man sagen „on the rocks“; denn, was an Anstrengung und Akrobatik dem Tier in dieser Sportart abverlangt wird, kommt der Leistung eines Bergsteigers gleich, nur dass dieser nicht ständig mit dem Treffer eines Schlägers rechnen muss, dass ihm niemand dauernd in die Seiten tritt oder am Kopf reißt.  Was heißt da „Chukka“ (Austausch), wenn die Flanken blutig getreten, die Knochen zerschlagen sind!
Wie würde es klingen, wenn ein Polo-Pferd vor ein Gericht treten könnte, etwa so?
 
 
                                          Foto "Hooke" Wikipedia c) Piktor 08
 

Hohes Gericht!
Mein Name ist „ Dancing Queen“ , ich bin eine Criollo-Stute der Gattung Polo-Pony mit einem Stockmaß von ca. 150 cm, stamme aus Argentinien und muss einen mühevollen, mit Qualen durchsetzten Dienst versehen.
Deshalb klage ich an:
Ich klage meinen Besitzer an, der  – aus Gründen eines ungeheueren Gewinns aus meiner leidvollen Arbeit und des Préstiges in der sog. „noblen Gesellschaft“ -  mich für teures Geld erworben hat,
ich klage meinen Reiter und sämtliche Polospieler im Namen meiner anderen tierischen Mitstreiter auf den Polofeldern der Welt an, die uns zu unnatürlichen Bewegungsabläufen knebeln und immer wieder auf die Knie zwingen, unsere Köpfe ständig und immer auf’s Neue hochreißen, dass die Reitweisen und Schlagtechniken uns große Schmerzen und Verletzungen zufügen, nur um des Geldes Willen.
Hohes Gericht, Sie sehen es meiner schmerzverzerrten Miene und meinen aufgerissenen Augen während des Spiels auf dem Polofeld an, dass ich keine Freude daran empfinde; solche Dummheiten kann nur ein arroganter, irgnoranter Mensch behaupten, der in Wirklichkeit nichts von der Tierwelt und insbesondere nichts von  Pferden versteht. Ich verlange, dass probeweise mit Polospielern diese Schlagtechniken ausgeführt werden, um ihnen zu demonstrieren, was uns zugemutet wird. Lasst ihnen die Schläger an Körper, Kopf und Hals vorübersausen und fragt nicht danach, wenn sie dadurch verletzt werden; denn das müssen sie ebenso wie wir in Kauf nehmen, das gehört zum „Spiel“.
Ich klage die Poloverbände dieser Welt der ständigen Tierqual und –ausbeutung an, denn der Polosport verstößt gegen den Tierschutz. Ich klage gegenwärtige und vergangene Polospieler an, besonders die „royalen“ , die viel zum Erhalt dieses tierschindenden Sportes beigetragen haben. Hohes Gericht, der viel zitierte Johann Wolfgang von Goethe sagte:  „So wie wir unsere Tiere behandeln, behandeln wir auch die Menschen“ und das waren weise Worte, die nie ihre Gültigkeit verloren haben, deshalb verlange ich, die geschändete Kreatur, dass dieser sog. „Sport“ geächtet wird - zunächst in Deutschland mit der Anwendung des Tierschutzgesetzes ohne Ansehen der Person oder seines Portemonnaies -  und dann in der ganzen Welt. Sorgen Sie für diese Ächtung, denn während sich die “schönen“ und nimmersatten, perversen Pelzträger beim Klang der Champagnergläser in St. Moritz zum Polo World Cup on Snow amüsieren, müssen wir Pferde uns abquälen auf eisigem Boden.
Ich als Pferd sehe einen eigenartigen Zusammenhang zwischen gelangweilten Reichen und Superreichen - deren Reichtum zum größten Teil nur aus Ausbeutung stammt - dem Polosport und den Pelzträgern; denn hier greift die Ausbeutung weiter um sich in das Leben unschuldiger Tiere. Sorgen Sie als Richter für Gerechtigkeit und ein Ende unseres Leidens und geben Sie uns unsere Würde wieder; denn „die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt“ (Gandhi).
 
 
 
 
Text c) Elke Gelzleichter 2014


 
 

 

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