Freitag, 18. März 2011

Als ich ein Sandkorn war - Gaja erinnert sich

Es ist heiß um mich herum, manchmal streicht Etwas über mich hinweg , aber es kühlt nicht. Ich warte auf Erfrischung nach Erschöpfung. Es wird dunkel und kalt. Heiße Tage, kalte Nächte. Ich war daran gewöhnt. Kein Laut drang in mein Sein und ich sehnte mich nach ein wenig Abwechslung. Äonen lang träumte ich so vor mich hin. Wasser kam vom Himmel über mir und es riß mich fort. Ich lag auf dem Meeresgrund. Der Boden unter mir brach auf, ich wurde hinausgeschleudert, wieder waren heiße Tage und kalte Nächte, aber es drang ein Laut in mein Sein aus Rauschen und Plätschern. Da war Pusten und Brausen. Ich war nicht mehr allein. So träumte ich wieder Äonen lang. Wasser fiel vom Himmel auf mich und aus mir kamen seltsame Gewächse. Es war nicht mehr heiß am Tag und kalt in der Nacht. Es war manchmal heiß, manchmal warm und kühl zur Nacht. Die Gewächse auf mir gaben mir Halt. So träumte ich lange, sehr lange. Als ich erwachte gingen schwere Schritte auf mir und zerbrachen die Gewächse, doch wenn Wasser vom Himmel fiel und Wärme danach kam von einem hellen Licht am Himmel, dann kamen neue Gewächse aus mir hervor. So träumte ich wieder einen neuen Traum. Eine Erschütterung ließ mich jäh daraus hervor tauchen, Feuer und Staub vom Himmel, ein Brausen, Rauschen, Bersten, grelle Schreie. Jetzt war es nicht mehr heiß, warm oder kalt, auch nicht kühl, es wurde eisig unter diesem Mantel aus Milliarden eiskalter Kristalle wurde ich begraben, es wurde still um mich herum, kein Laut drang in mein Sein. Ich sehnte mich wieder nach Abwechslung und träumte, von Geräuschen und Lauten, von Brausen , Plätschern und stürmischen Zeiten. Als dieser Traum endete, war ich im neuen Kleid geboren, alles auf mir war grün und bunt, Wesen sprangen, und hüpften oder rannten und liefen oder kletterten auf auf mir herum. Ich erkannte, dass meine Träume all dies hervor zubringen vermochten. Da ich das erkannt hatte, beschloß ich mir ein Wesen zu erträumen, dass in der Lage wäre, meine Träume zu bewahren. Eines Tages ging es auf mir herum und es war lange Zeit gut. Doch dann begann es, sich gegenseitig zu töten und Blut floss über mich hinweg, ich weinte in meinen Träumen. Nach vielen, vielen Äonen war ich schwer geworden, von Blut, Tränen, mächtigen Bauwerken, ich ächzte und wimmerte, bis der Boden unter mir aufbrach, immer wieder und wieder, bis die Wasser und Feuer über mich hinweg fegten, bis die Stürme die Gewächse und Bauwerke zerstörten, weil ich mich danach zurück sehnte, an warmen Tagen und kühlen Nächten zu träumen. Wo sind meine Kinder ? Ihr Blut fließt durch mein Sein, unvergessen für alle Zeiten, ich werde sie wieder erträumen und dann gebären. Als ich einschlief, wusste ich nichts mehr von meinen Träumen, ich bin wieder ein Sandkorn. Die Tage sind heiß und die Nächte kalt, kein Geräusch dringt in mein Sein, doch die Erinnerung kommt wieder und ich träume wieder einen Traum Äonen lang.

3 Kommentare:

  1. Liebe Ursula!
    Ist es nicht seltsam, wie sich das Verhältnis zu einem Wesen ändert, wenn persönliche Bande geknüpft werden?
    In etwas kleinerer Ausgabe ist es uns schon häufiger über den Weg gelaufen, ohne dass wir es überhaupt bewusst wahrgenommen haben. Nach der Entführung oder sogar Ermordung eines Kindes spricht die Polizei nicht von dem Kind oder dem Opfer, man spricht von Anita, Bettina … Dadurch wird das Opfer zu einem Menschen und bedarf der besondern Behandlung.
    Der entgegengesetzte Weg wird in Vorkriegszeiten beschritten, wenn dem zukünftigen Gegner die Menschlichkeit genommen werden soll. Kein Begriff scheint verletzend genug zu sein, um dem Gegner die Menschlichkeit zu nehmen. Wenn er aber kein Mensch, sondern ein Schädling ist, dann ist der Krieg gegen ihn kein Verbrechen,
    sondern Schädlingsbekämpfung.
    Indem Du die Erde personifizierst, können wir nicht mehr darüber hinwegsehen, dass sie ein Wesen ist, das leidet, wenn es gequält und misshandelt wird.
    Doch selbst die gequälte, missbrauchte und misshandelte Erde wählt nicht den Weg der Rache, vielmehr zieht sie sich als Sandkorn für Äonen zurück und träumt von der Rückkehr als erneut belebte Erde und hofft, dass die neuen Wesen auf ihr erheblich besser mit ihr umgehen.
    Du hast keine Scheu, die realen Widrigkeiten in aller Deutlichkeit zu zeigen, und hast dennoch stets eine gute Portion Hoffnung im Gepäck. Von dieser Portion verteilst du großzügig an den einsichtigen Leser und Erdenbewohner.
    Liebe Grüße
    Wolf-Gero

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  2. Liebe Ursula,
    ja, Gaia kann sich immer wieder neu erträumen, doch zur Zeit wird sie noch von ihren Albträumen geschüttelt. Hoffnung gibt es für Äonen nach unserer Zeit. So wollen wir ihr es heute erleichtern, damit in ihren künftigen Träumen auch wieder Menschen vorkommen.
    Herzliche Grüße
    Pünktchen

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  3. Guten Morgen ihr Lieben, vielen Dank für Eure Kommentare. Weshalb denke ich, dass die Erde ein lebendes Wesen ist ? Nur Lebendiges Leben kann auch wieder Leben hervorbringen. Auf allen anderen Planeten, wo das nicht möglich ist oder noch nicht, wird kein Leben erträumt. Das scheint mir logisch und schlüssig. Die Erde hatte und hat die besten Voraussetzungen dafür. Wenn sie aus den Albträumen, welche Pünktchen anspricht erwacht ist, wird sie neu sein und ob wir dabei noch vorkommen, liegt ganz allein an uns.Gajas unendlicher Traum könnte sich womöglich noch anderswo im Weltraum entfalten, was sie hervorbringt ? Eine neue Erde, einen neuen Himmel ? Am Anfang wird sie wieder ein Sandkorn sein, aber sie wird sich von Traum zu Traum erinnern, nichts bleibt vergessen.So ergibt sich ein abschließendes Bild davon, was Leben eigentlich ist,ein sich unendlich fortsetzender Prozess von Werden und Vergehen, bis sich Gajas Traum erfüllt- und das Paradies erreicht ist.Ob sich der Traum erfüllt, liegt wiederum am bewussten Lebewesen und wie es damit umgeht. Das aber zeigt uns, das nicht nur das Leben unendlich ist, sondern auch die Hoffnung und die Liebe Gajas zu ihren Kindern.

    Alles Liebe
    Ursula

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