Freitag, 18. März 2011

Lass deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut


Gier ist negativ!
Gier soll – so haben wir herausgefunden – unser Kampf gelten. Solange wir uns nicht grundlegend ändern, gibt es keine Chance auf eine gravierende Besserung. Wir müssen oder sollen besser werden als unsere Schwäche, die Gier. – Nein, das wird wohl nichts! Besser ist es, wenn unsere Aufgabe umformuliert wird: Wir wollen besser werden als unsere Schwäche, die Gier.

Helfen ist positiv!
Wollen wir von etwas Negativem weg, ist es manchmal Erfolg versprechend, wenn wir uns etwas Positivem zuwenden. Je mehr wir uns dem Positiven widmen, desto weniger haben wir Gelegenheit, uns dem Negativen zuzuwenden. Das hört sich doch gut an, oder?

Anderen Menschen zu helfen ist etwas Positives, also für uns eine gute Gelegenheit, Gutes zu tun. – Stimmt das überhaupt? Ist das Helfen wirklich immer positiv? Wir werden sehen.

Adam ist es gelungen, sich aus einem persönlichen Tief, in dem er von Alkohol und Drogen abhängig war, so weit zu befreien, dass er in einem kleinen Handwerksbetrieb mitarbeiten kann. Darüber hinaus nutzt er die Kunst als Ausdrucksmittel, indem er für den Eigenbedarf kleine Kunstwerke kreiert. Mit einem gewissen Stolz über seine Leistung berichtet er darüber in einem Internetforum. Sofort stürzen sich einige gut meinende Mitmenschen in aller Öffentlichkeit auf Adam und drängen ihn dazu, seine Kunst für den Aufbau eines kleinen Unternehmens zu nutzen. Diese gut meinenden Mitmenschen bieten ihm in aller Öffentlichkeit etliche Hilfeleistungen an. Diese Hilfe verstößt gegen mindestens zwei Regeln der Menschlichkeit:
Indem sie nur von dem wunderbaren Ziel sprechen, das Adam mit ihrer Hilfe erreichen kann, missachten sie das, was Adam bereits aus eigener Kraft geschafft hat, und zwar ohne es explizit zu erwähnen.
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Doch Adam meldet sich nicht mehr, und die gut meinenden Mitmenschen wundern sich, als hätten sie noch niemals etwas von Matthäus 6,3 gehört. Dort heißt es nämlich:
Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.
Was diesen Mitmenschen leider nicht einleuchtet, ist, dass es im Grunde weniger um Adam als um sie selbst geht. Es ist nämlich die sehr gut getarnte Gier, in deren Fänge sie geraten sind.
Sie bieten ihre Hilfe an ==> und hoffen darauf, dass sie von Beobachtern für gute Menschen gehalten werden. ==> Das steigert ihr Ansehen. ==> Die eigentliche Hilfe endet bei der Gier nach Ehren und Anerkennung, die meistens Ehrgeiz genannt wird.

Wollen wir wirklich jemandem helfen, dürfen wir den Hilfsbedürftigen nicht kränken.

Wolf-Gero

4 Kommentare:

  1. So ist es, Wolf-Gero: Nicht nur behutsam, ohne Kränkung, soll Hilfe vonstatten gehen, sondern auch gut überlegt und sinnvoll sein. Manche Hilfe ist kontraindiziert, z.B. das Verfrachten japanischer Waisenkinder nach Europa; zu dem Schock der Katastrophe käme noch ein Kulturschock hinzu. Außerdem ist zu prüfen, ob ein Mensch mit seinem Leben nicht zufrieden ist und eigentlich keiner Hilfe bedarf.

    Mit ganz herzlichen Grüßen
    Pünktchen

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  2. Hallo zusammen, wenn Hilfe nicht zur Publicity und zur Selbstbeweihräucherung wird, dann ist sie sicher "hilfreich." Wenn sie angenommen werden kann dann hilft es. Wenn sie nicht auf Vorteilsdenken beruht, dann ist sie segensreich.Wenn man zuvor nachdenkt, wäre Hilfe manchmal nicht nötig. Hilfe hat viele Facetten und manchmal steckt selbst dahinter noch reiner Egoismus. Wenn wir alles dafür tun, das die Erde Gemeinschaftsgut aller Lebewesen wird und keine Bewertung mehr darüber stattfindet,wem was zusteht, sondern Jedes, Jede und Jeder das Seine erhält, dann haben wir geholfen.

    LG
    Ursula

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  3. Du hast völlig recht, Pünktchen, Hilfe sollte gut überlegt und sinnvoll sein.
    Ich weiß gar nicht, wie viele unserer Mitmenschen mehr an sich selbst denken als an den, der angeblich oder tatsächlich der Hilfe bedarf.
    Jemand berichtete – vielleicht warst Du es sogar –, dass viele der öffentlich zugesagten Hilfen gar nicht eingelöst werden. Aus der Sicht eines vor allem an seinem Ruf Interessierten scheint es sogar logisch zu sein: Durch die öffentliche Hilfszusage hat er bereits die Anerkennung erhalten, um die es ihm geht. Warum sollte er sich nun auch noch von zwei oder drei Millionen trennen? Denn dafür bekommt er nichts, was er nicht bereits ohne die reale Spende erhalten hat.
    Mit Deinem letzten Satz zielst Du direkt auf den Fundamentalsatz (nach meiner Werteskale) der Hilfe:
    Hilfe dem, der tatsächlich der Hilfe bedarf und dann auch nur als Hilfe zur Selbsthilfe.

    Ganz herzliche Grüße
    Wolf-Gero

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  4. Hallo Ursula!

    Du zählst einige Negativversionen der Hilfe auf: Publicity, Selbstbeweihräucherung, Vorteilsdenken, nicht nachgedacht, Egoismus. Etwas seltsam finde ich es schon, dass selbst diese Negativformen es nicht schaffen, den ungeprüften guten Ruf der Hilfe zu verhindern.
    Ohne die persönliche und fern der Öffentlichkeit gewährte Hilfe zu vernachlässigen, sollten wir alles dafür tun, dass »die Erde Gemeinschaftsgut aller Lebewesen wird«. Ich denke, dass wir uns bei der Erde einig sind, sie bedarf der Hilfe!

    Liebe Grüße
    Wolf-Gero

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